sexuelle ausbeutung missbrauch Netzwerk gegen Menschenhandel

Wenn es um Menschenhandel geht, wird es schwierig mit den genauen Zahlen und Fakten. Wer Zahlen verwendet, sollte dabei vorsichtig und genau sein. Statistiken rund um das Thema „Menschenhandel“ und „Sklaverei“ basieren meist auf Daten von Behörden (tatsächlich identifizierte Opfer) oder sind Hochrechnungen davon und Schätzungen.

 

Definition Menschenhandel

Unterschiedliche Begriffe

Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, dass unterschiedliche Definitionen verwendet werden. Die verschiedenen Berichte verwenden teilweise unterschiedliche Begriffe wie "moderne Sklaverei", "Menschenhandel" oder "Zwangsarbeit". 2017 veröffentlichte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Kooperation mit anderen einen neuen Report zum Thema "Moderne Sklaverei". Darin werden die Zahlen sehr detailiert aufgeschlüsselt. Die EU stellt Daten über Eurostat oder den Bericht von Europol zu Verfügung. In Deutschland veröffentlicht das Bundeskriminalamt jährlich ein Bundeslagebild Menschenhandel.

 

Offizielle Definition

Das UN-Protokoll zur Verhütung, Bekämpfung und Bestrafung des Menschenhandels von 2000, auch unter dem Namen «Palermo-Protokoll» bekannt, liefert die einzige allgemeingültige, international anerkannte Definition für Menschenhandel. 173 UN-Mitgliedstaaten sind dem Protokoll beigetreten. Nach dieser Definition braucht es:

  1. Akt: Anwerbung, Transport, Empfang, Beherbergung, Überführung einer Person
  2. Mittel: Drohung, Gewalt oder Androhung von Gewalt oder andere Formen von Zwang und Nötigung, Täuschung, Entführung, Betrug, Missbrauch von Macht oder Ausnutzung einer besonderen Hilflosigkeit, es erfolgt eine Bezahlung für die Zustimmung, jemand übt Kontrolle über eine andere Person aus
  3. Zweck: Ausbeutung, kann verschiedene Formen haben wie z. B. sexuelle Ausbeutung, Sklaverei, Zwangsarbeit, Organentnahme

 

Ein lukratives Geschäft

Menschenhandel ist ein äußerst lukratives Geschäft. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation machen Menschenhändler in Europa und Nordamerika jährlich 46,9 Milliarden US Dollar Profit, was 34 800 US Dollar pro Opfer sind. Im Menschenhandel sind keine Investitionen nötig. Eine gewisse Skrupellosigkeit und Brutalität reichen. Dazu kommt, dass man das Produkt“, im Gegensatz z. B. zum Drogenhandel, wiederholt verkaufen kann. Ein Sklave ist heute billig und ersetzbar. 1850 kostete ein Sklave im Durchschnitt 40.000 US Dollar, heute sind es nur noch 90. (Quelle: Free the Slaves)

 

Regional und global

Menschenhandel findet vorwiegend innerhalb der gleichen Region statt. 70 % der identifizierten Opfer und der Verdächtigen in Europa kommen aus Europa (Europol, S.3). Von den Nationalitäten sind die Bulgaren und Rumänen in Europa am stärksten betroffen (EUSTAT, S.11). Sehr oft kommen Opfer und Täter nicht nur aus dem gleichen Land, sondern auch aus der gleichen Volksgruppe oder sind sogar miteinander verwandt. (Europol, S.3)

 

Große Mobilität

Der kriminelle Markt ist innerhalb von Europa sehr mobil. Die Opfer werden immer wieder an einen neuen Ort gebracht. Dabei spielt Österreich eine wichtige Rolle als Transitland. (Europol, S.3) In der Regel werden die Opfer von einer armen Region in eine reichere gebracht, um den Gewinn zu erhöhen. Aus diesem Grund ist eine starke Bewegung von Osteuropa in den Westen zu sehen. Solche Bewegungen sieht man selbst innerhalb eines Landes. (UNODC, Global Report 2014, S.7) So ist es typisch, dass Kinder von armen Familien von der ländlichen Region in die Stadt geschickt werden, um Geld zu verdienen.

 

Die Täter und ihre Maschen

Obwohl die überwiegende Mehrheit der Täter männlich ist, spielen auch Frauen eine Rolle, allerdings oft in niedrigeren Positionen. Eine Ausnahme bildet das nigerianische Netzwerk, wo die Frauen sehr viel aktiver sind. (Europol, S.3)

 

Zahlen für Europa

Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung ist am häufigsten in Europa. 69 % der Opfer (Eurostat, S.11) sind davon betroffen, während es 19 % in der Arbeitsausbeutung sind. Arbeitsausbeutung wird allerdings weltweit immer häufiger geahndet. Die Zahl der identifizierten Opfer steigt jährlich. (UNODC, Global Report 2014, S.9)

 

Gut vernetzte Loverboys

Opfer aus Europa verfügen in der Regel über ihre gültigen Originaldokumente. Die meisten von ihnen werden durch Täuschung angelockt, was auch die Loverboy-Masche beinhaltet. (Europol, S.3) Die Täter können alleine handeln, mit Partnern oder in ganzen Gruppen und Netzwerken.

Es ist möglich, dass ein Einzeltäter oder nur eine kleine Gruppe dahintersteht. In diesem Fall ist auch die Zahl der Betroffenen gering. Ihre Tätigkeiten sind lokal begrenzt. In der Regel findet Menschenhandel als grenzüberschreitendes organisiertes Verbrechen statt, wobei große Täternetzwerke involviert sind. (UNODC, Global Report 2014, S.14)

 

Der Trend

Es ist zu erwarten, dass die aktuellen Trends weiter zunehmen werden. Die Flüchtlingskrise in Nordafrika und dem Mittleren Osten wird einen großen Einfluss auf den Menschenhandel haben. (Europol, S.4) Im Moment kann die Polizei allerdings noch wenig zu den Auswirkungen sagen. Unter Flüchtlingen ist es für sie besonders schwierig, Opfer zu identifizieren. In den Aufnahmeeinrichtungen ist dies dadurch erschwert, dass Opfer und Täter in der gleichen Einrichtung leben können. Der Täter gehört somit zum sozialen Umfeld, was die Kontaktaufnahme erschwert und die Aussagebereitschaft senkt. (BKA 2015, S.13)

 

Quellen: Global Slavery Index 2016, Palermo Protokoll, Eurostat Trafficking in Human Beings 2015, UNODC Global Report on Trafficking in Persons 2014 & 2016, Europol Situational Report on Trafficking in Human Beings in the EU, BKA Bundeslagebild Menschenhandel 2015

Zahlen und Fakten

Statistiken rund um das Thema „Menschenhandel“ und „Sklaverei“ basieren meist auf Daten von Behörden (tatsächlich identifizierte Opfer) oder sind Hochrechnungen davon und Schätzungen.

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Neue Zahlen von der ILO

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Warum blüht der Handel mit Menschen?

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